Hightech Niederlande meets Hightech Hessen

Ansprache der niederländischen Außenhandelsministerin Lilianne Ploumen bei der Veranstaltung »Hightech Niederlande meets Hightech Hessen« im Rahmen der Handelsmission nach Baden-Württemberg und Hessen, Wiesbaden, 3. Juni 2013.

Meine Damen und Herren!

Ich freue mich, hier bei Hightech Niederlande meets Hightech Hessen sein zu dürfen.

Ich bin mit einer großen Wirtschaftsdelegation angereist.

Denn im Süden Deutschlands haben niederländische Unternehmen noch viele Möglichkeiten.

Ich habe heute drei Botschaften für Sie:

Erstens: Niederländische und süddeutsche Unternehmen können noch mehr zusammenarbeiten.

Zweitens: Die deutsche und die niederländische Industrie können sich gegenseitig stärken.

Und drittens: Die Niederlande haben im Hightech-Bereich viel zu bieten.

1.

Ich beginne mit der Stärkung der Zusammenarbeit.

Der Erfolg Deutschlands in den vergangenen Jahren ist zu einem Großteil der enormen Wirtschaftskraft der Länder Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zu verdanken.

Zusammen erwirtschaften sie mittlerweile über vierzig Prozent des deutschen Bruttonationaleinkommens.

Sie haben die geringste Arbeitslosigkeit und die höchste Kaufkraft.

Und die Zukunftsperspektiven sind vielversprechend.

Dennoch gehen nur fünfundzwanzig Prozent der niederländischen Exporte in diese Bundesländer.

Zum Vergleich: Auf Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen entfällt mehr als die Hälfte der Ausfuhren.

Ähnlich sieht es beim Anteil der Niederlande an den Importen aus.

In den drei Bundesländern liegt dieser Anteil unter dem für ganz Deutschland.

Die fast hundert Unternehmen, die mich begleiten, wollen dieses Handelspotential nutzen.

Sie alle gehören den sogenannten Topsektoren an – Bereiche, in denen unsere Wirtschaft Herausragendes leistet.

Diese Unternehmen arbeiten gemeinsam mit Behörden, Universitäten und Forschungszentren an Wissen und Innovation.

Dieses »Goldene Dreieck« aus Staat, Wissenschaft und Wirtschaft macht unsere Sektoren auch international stark.

Was wir in puncto Wirtschaft und Wissenschaft zu bieten haben, ist in Deutschland noch nicht überall ausreichend bekannt – so das Ergebnis einer Studie unter deutschen Spitzenkräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung.

Das ist sehr schade.

2.

Denn die deutsche und die niederländische Industrie können sich gegenseitig stärken – das ist die zweite Botschaft, die ich heute vermitteln möchte.

Unsere Industrien sind ausgesprochen zukunftsorientiert.

Unsere beiden Länder sind europäische Spitzenreiter bei der industriellen Entwicklung.

Und diese Position können wir gemeinsam festigen.

Das Interesse an der Industrie hat in Deutschland und in den Niederlanden zugenommen.

Auch in der Politik.

Eine gesunde und innovative Industrie ist das Fundament für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.

Das haben wir in den letzten Jahren gelernt.

So haben wir in den Niederlande vor kurzem einen Technikpakt geschlossen.

Vereinbart wurde eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Schulen, Gewerkschaften, regionalen Gebietskörperschaften sowie dem Wirtschaftsministerium, dem Ministerium für Soziales und Arbeit und dem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft.

Sie wollen gemeinsam dafür sorgen, dass mehr junge Leute sich für eine technische Ausbildung entscheiden.

Denn wir brauchen mehr Fachkräfte.

Dies zeigt, welch hohen Stellenwert die niederländische Regierung der Industrie beimisst.

Hightech spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle.

3.

Meine dritte Botschaft: Niederländische Unternehmen haben im Hightech-Bereich viel zu bieten – aber das hat sich noch nicht überall herumgesprochen.

Dabei ist Hightech aus Holland weltweit führend.

Nicht umsonst sind die CD, die DVD und WiFi Erfindungen niederländischer Unternehmen.

Unser Hightech-Sektor kann deutschen Unternehmen weiterhelfen.

So sind die Niederlande ein wichtiger Zulieferer für die deutsche Autoindustrie.

Deutsche Autos bestehen zu einem Viertel aus niederländischen Bauteilen.

Darunter viele Hightech-Produkte, wie Chips, Bremssysteme und Getriebe.

Darüber hinaus haben die Niederlande eine starke Agrar- und Ernährungswirtschaft und einen starken Gartenbausektor.

Nach den USA sind wir der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt.

Deutschland ist mit Abstand der größte Absatzmarkt für unsere Agrarprodukte.

Aber wir haben mehr zu bieten als Zwiebeln, Blumen und Tomaten.

Nicht umsonst haben wir eine auf Landwirtschaft spezialisierte Universität – die weltweit bekannte Universität Wageningen.

Auch für die Agrar- und Ernährungswirtschaft hat Hightech eine zentrale Bedeutung.

Meine Damen und Herren,

der demographische Wandel und Fragen der Energieversorgung stellen unsere beiden Länder vor Herausforderungen.

Auch hier kommt unsere Hightech sehr gelegen.

Zum Beispiel bei der Energiewende hier in Deutschland.

Auch Herausforderungen in Städten können wir gemeinsam meistern.

Die städtische Entwicklung in Deutschland und den Niederlanden ähnelt sich.

Niederländische Architekten verfügen über viel Wissen und Erfahrung auf diesem Gebiet.

Sie verstehen es, Pläne für die Entwicklung einer Stadt zu erstellen.

An diesem Wissen und dieser Erfahrung besteht in Deutschland, wie ich höre, großer Bedarf.

Kurzum, niederländische Unternehmen haben Hessen eine ganze Menge zu bieten – im industriellen Bereich wie auch beim Thema Innovation.

Das gilt für die Sektoren, die ich eben nannte, aber auch für die Bereiche Gaming und Flugzeugbau.

Und für die Kreativwirtschaft und die Medizintechnik.

Die jahrhundertealte Zusammenarbeit zwischen Hessen und den Niederlanden wächst, meine Damen und Herren.

Das gilt für den Export hessischer Produkte nach Holland

wie für den Import holländischer Produkte nach Hessen.

Nach den jüngsten Zahlen sind die Niederlande der größte ausländische Investor in Hessen.

Ich sehe aber noch mehr Möglichkeiten für Zusammenarbeit.

Und ich finde, dass diese Möglichkeiten nicht ungenutzt bleiben sollten.

Ich möchte mehr Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Wissenszentren.

Zwischen Hessen und den Niederlanden.

Ich unterstütze die Unternehmen und Wissenszentren dabei, die richtigen Partner zu finden.

Diese Handelsmission ist ein schöner Anfang.

Hier können die Unternehmen erste Kontakte knüpfen.

Das Königspaar und ich möchten sie dazu ermutigen.

Aber die Anstrengungen der niederländischen Regierung enden nicht mit dieser Mission.

Die Botschaft, die Generalkonsulate und die Netherlands Business Support Offices stehen Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Sie helfen Ihnen gern weiter, wenn Sie Fragen oder Probleme haben.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Niederlande und Deutschland noch mehr zusammenarbeiten – vor allem, wenn es um Hightech geht.

Vielen Dank.