Ansprache von Ministerpräsident Rutte beim Mittagessen zu Ehren von Bundesratspräsident Winfried Kretschmann
Kurze Ansprache von Ministerpräsident Mark Rutte beim Mittagessen zu Ehren von Bundesratspräsident Winfried Kretschmann, Den Haag, 25. März 2013
Sehr verehrter Herr Kretschmann, Exzellenzen, meine Damen und Herren!
Herr Kretschmann, ich heiße Sie und Ihre Delegation in den Niederlanden herzlich willkommen. Es ist für mich eine große Freude und eine große Ehre, Sie hier empfangen zu dürfen. Es ist eine gute Tradition, dass jeder neue Bundesratspräsident unser Land besucht. Und ich freue mich sehr, dass Sie diese Tradition fortsetzen.
Herr Kretschmann, dieser Tage las ich ein Interview mit Ihnen, in dem Sie etwas gesagt haben, was mich aufmerken ließ. Sie sagten, "denken und schaffen" mache die Menschen in Baden-Württemberg aus: "dass sie das, was sie erdacht haben, auch gerne umsetzen". Ende des Zitats. Warum ist mir diese Äußerung so aufgefallen? Weil ich glaube, dass diese Mentalität des Denkens und Schaffens, des Tüftelns und Anpackens, nicht nur die Baden-Württemberger, sondern auch die Holländer charakterisiert.
Denken und schaffen haben Baden-Württemberg zu dem gemacht, was es heute ist: eine der bedeutendsten Hightech-Regionen Deutschlands, mit der mit Abstand höchsten Zahl von Patenten und der höchsten Ingenieursdichte. Ich sehe natürlich sofort eine Parallele zu unserer Region Eindhoven, die erst 2011 zur intelligentesten Region der Welt gekürt wurde. Sowohl Baden-Württemberg als auch Eindhoven sind Spitzenreiter bei den Patentanmeldungen. In diesen Regionen wird an den Technologien und Produkten von morgen gearbeitet. Es sind florierende Regionen, die sich rasend schnell entwickeln und die sich immer wieder selbst neu erfinden.
Dieses Denken und Schaffen versuchen wir auch von staatlicher Seite zu stärken, gerade auch in Zeiten der Krise, indem wir die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft fördern. Indem wir Erfindungen, ihre Umsetzung und ihre Vermarktung zusammenbringen. Und das tun wir natürlich nicht nur in Eindhoven oder in Baden-Württemberg, sondern auch auf nationaler Ebene. Sie nennen es "denken und schaffen". Wir in den Niederlanden nennen es "kennis, kunde, kassa", frei übersetzt: Wissen schafft Werte, schafft Wohlstand. Wir meinen also genau dasselbe.
Und hier haben wir auch schon eine der Grundlagen für die intensive Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden. Zunächst auf wirtschaftlichem Gebiet. Nicht umsonst hat der Handel zwischen unseren Ländern im vergangenen Jahr noch weiter zugenommen, und zwar um gut 4 Prozent auf fast 158 Milliarden Euro. Nur die USA und Kanada haben ein größeres bilaterales Handelsvolumen. Zudem hat 2012 kein Land so viel nach Deutschland exportiert wie die Niederlande, nämlich für 86 Milliarden Euro - ein absoluter Rekord in unserer gemeinsamen Handelsgeschichte.
Auch auf europäischer Ebene ziehen Deutschland und die Niederlande an einem Strang. Bei der Bekämpfung der Eurokrise stehen wir Seite an Seite. Das gilt auch für unser Bestreben, das Vertrauen wiederherzustellen und die notwendigen Reformen durchzuführen. Und auch dabei kommt uns jene schwäbische und holländische Mentalität zustatten: Fleiß und Kreativität, denken und schaffen - das sind die Eigenschaften, mit denen man Krisen überwindet.
Und als Nachbarn schauen wir gern mal beim andern vorbei. So wird unser neues Königspaar einen seiner ersten Auslandsbesuche Anfang Juni Baden-Württemberg abstatten. Wir dürfen auf eine schöne und erfolgreiche Begegnung hoffen.
Herr Kretschmann, nochmals ein ganz herzliches Willkommen und vielen Dank für Ihren Besuch. Lassen Sie mich einen Toast ausbringen auf Ihre Anwesenheit in unserer Mitte. Auf unsere Freundschaft. Auf die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, sowohl bilateral als auch in der EU. Auf unser ausgezeichnetes Verhältnis als Nachbarn. Und auf unsere gemeinsame Mentalität des Denkens und Schaffens.
Zum Wohl und guten Appetit!